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Bürgermeister*innen kommuniziert!

Kommune goes digital

Corona verursacht einen Kollateralschaden, über den ich mich sehr freue. Alle müssen (dürfen!) nach Wegen suchen wie sie Digitalisierung für ihre tägliche Arbeit nutzen können.

"Digitalisierung ist zu 20% Technik, zu 80% Organisation, Struktur, Prozess und Kommunikation" - immer wenn ich das sage atmen die einen auf, die anderen finden blöd, dass es mit der Anschaffung von Tablets und WLAN im Rathaus nicht getan ist. 

 

Corona zeigt in einer unglaublichen Geschwindigkeit wie sehr das stimmt. Vor allem das Thema Kommunikation in digitalen Zeiten ist wichtig wie nie.

In diesem Blogbeitrag will ich BestPractice Beispiele von Bürgermeister*innen zeigen, die in Zeiten von Corona durch eine transparente und umfassende Kommunikation zum Anker für die Bürger*innen werden. Über all die anderen Themen, die den Schub für mehr Digitalisierung in der Kommunalverwaltung und -politik gibts einen gesonderten Beitrag.

 

Bürgermeister*innen, nutzt eure Chance

Menschen lesen immer weniger Tageszeitungen, informieren sich stattdessen über SocialMedia oder am Gartenzaun. Vor allem kommunizieren sie dort. Einige Städte und Gemeinden sind auch auf verschiedenen Kanälen anzutreffen, einige wenige machen dort einen sehr guten Job. Viele verstehen ihren Auftritt dort immer noch als zusätzliches Postfach für Presseerklärungen. Dialog wird aus unterschiedlichen Gründen (Kompetenz / Ressource / Verständnis) dann nicht geführt. 

Dabei vertrauen Menschen der politischen Ebene, die ihnen am nächsten ist, am meisten. Und das, was dort bearbeitet und entwickelt wird, ist am Erlebensbereich der Menschen sehr nah dran. Somit sollten alle Kommunen dort sein wo die Menschen sind. Und das sind zu einem sehr großen Anteil die sozialen Medien, vor allen Dingen Facebook und Instagram. Dort werden vor allem die erreicht, die nicht unbedingt die Tageszeitung lesen. Das sind durchweg nur noch sehr wenige und es werden immer weniger. 

 

Bürgermeister*innen sind als Persönlichkeiten in einer besonderen Situation. Sie sind persönlich bekannt, Nachbar*in oder ehemalige Kolleg*in, bekannt aus der Kita oder Schule, wer will, kann sie persönlich ansprechen. 

Und trotzdem kann nicht jede*r sie persönlich immer aufsuchen, so gibt es Menschen, die den Gang ins Rathaus scheuen. 

Glaubwürdigkeit und Nähe sind die Pfunde, mit denen Bürgermeister*innen wuchern können. Auch und gerade online, wenn sie wirklich kommunizieren und in den Dialog gehen. 

 

Warum passen Bürgermeister*innen und SocialMedia so gut zusammen?

Die Zwischenüberschrift könnte auch "Warum passen Kommunen und SocialMedia so gut zusammen?" heißen...

Hier geht es aber um die Person. 

SocialMedia bietet Vorteile:

  • Direkte Ansprache
  • Dialog
  • Nachfragen können schnell geklärt werden, andere sehen die Antworten
  • Keine Begrenzung des Umfangs
  • Nachrichten wirken durch die persönliche Glaubwürdigkeit
  • Die Glaubwürdigkeit und Autorität von Bürgermeister*innen weisen Lügen und Unfug in Grenzen
  • Kontakt zu Menschen, zu denen sie sonst weniger oder keinen Kontakt haben
  • Vernetzung (im virtuellen Ort) mit Vereinen, Unternehmen, anderen Menschen

Besonders die emotionale, aber auch psychische „Nähe“ („eine*r von uns“) ist hilfreich, Botschaften und Informationen schnell an die Frau oder den Mann zu bekommen. Gerade deshalb reicht es eben nicht aus, wenn die Informationen zB jetzt zu Corona "nur" vom Land (oder Bund) kommen. Die Umsetzung findet vor Ort statt. Ob es um die Kitas oder Krankenhäuser (zumindest dort, wo es noch kommunale KH gibt) geht oder um die Frage der Spielplätze und Ordnungsämter, Gesundheitsämter - all das fällt in die Kompetenzbereiche der Kommune. Wer kann besser und glaubwürdiger erklären was in der Kommune passiert? 

 

BestPractice - so geht Kommunikation in Kommunen in digitalen Zeiten

Es gibt mittlerweile einige Bürgermeister*innen, die sich wirklich exzellent auf dem Parkett der sozialen Medien bewegen.

Die folgenden sind mir besonders aufgefallen. 

 

Tatiana Herda Munoz ist Ortsvorsteherin in Mainz-Hechtsheim in Rheinland-Pfalz und zeigt auf ihren Seiten sehr aktiv wie sie gemeinsam mit vielen anderen vor Ort Hilfe organisiert. Sie fordert immer wieder zur Kontaktaufnahme auf und antwortet auch sehr fix. Sie ist sowohl mit ihrem privaten Profil als auch mit ihrer Seite bei Facebook. Gerade ihre Seite hebt sich sehr sympathisch ab. Wie bei so vielen ist die Reichweite über das private Profil größer als über die Seite. Ein Thema, über das ich oft mit PolitikerInnen spreche. Wer einmal mit beidem angefangen hat, hat oft das Problem, sich zu konzentrieren. 

Auf Instagram mischt sie ihre politischen Themen klasse mit Boulevard (ich liebe echt die Ziegen), er ist voller Themen, die ihr wichtig sind. Ein sehr schöner account, der sich angenehm von klinisch toten accounts abhebt und stattdessen echtes Leben zeigt. Im Verhältnis erreicht sie auf Instagram deutlich mehr Menschen als auf Facebook. 

Ihre Art der Kommunikation im digitalen Raum ist erfrischend und authentisch und sehr nah an den Menschen.

Zu Corona hat sie von Beginn an sehr umfangreich kommuniziert und hat vor allem die Hilfe vor Ort in den Mittelpunkt gestellt. 

Guckt mal rein.

 


Sascha Solbach ist Bürgermeister in Bedburg in NRW. Er erläutert in vielen Videos sein Vorgehen als Bürgermeister. Bemerkenswert ist, dass diese sehr oft - zwischen 60 und 80 mal - geteilt werden und somit eine sehr hohe Reichweite erzielen. Auch er hat auf Facebook ein privates Profil (ist aber bald bei 5000 Freund*innen), das er sehr aktiv bespielt. Die Reaktionen sind absolut positiv, er bekommt viele Interaktionen. 

Klar, dass es die meisten Likes für ein Essensbild gab ;-)

Auf Instagram ist er ebenso unterwegs. Die Zugriffszahlen sind gut, aber sie erreichen nicht die Summe, die durch das Teilen auf Facebook entsteht. 

Wie wichtig bewegte Bilder = Videos sind, zeigt sich hier ganz deutlich. 

 


Ramona Schumann ist Bürgermeisterin in Pattensen in Niedersachsen. Sie gehört sicher zu den aktivsten Bürgermeister*innen in den sozialen Medien. Sie ist sowohl auf Facebook als auch auf Instagram sowie auf twitter unterwegs. Der Schwerpunkt liegt aber klar auf Facebook und Instagram, das macht für alle, die in Kommunen aktiv sind, auch Sinn. 

Sie ist eine, die politische Kommunikation in digitalen Zeiten ausgesprochen sehr gut verstanden hat. Auf Facebook trennt sie klar zwischen privatem Profil und öffentlicher Seite. Wenn sie im Urlaub ist kündigt sie klar einen "digital detox" an und stößt auf Verständnis, wenn sie in der Zeit dann auch nicht reagiert. 

Instagram nutzt sie ebenfalls sowohl im stream, vor allem aber in den Stories. Kein Termin ohne Story. Sehr klasse. 

Das Ganze wirkt sich in Zeiten von Corona direkt positiv auf die Reichweite aus. Dazu gleich mehr. 

Sie mischt eigene und fremde Inhalte, die sie teilt mit eigenen Videos und persönlichen Einblicken. 

 

Ihre Informationen und vor allem die direkte Kommunikation mit den Bürger*innen war schon vor Corona sehr ausführlich und persönlich, das hat sich noch einmal verstärkt. Das zahlt sich in Reichweite aus. Die Entwicklung könnt ihr hier sehen. 

Spannend ist vor allem, dass sie eine Reichweite hat, die mittlerweile die Einwohner*innenzahl übersteigt. Und das, obwohl "nur" etwas mehr als 1000 Menschen ihre Seite geliked haben. Dafür hat sie sehr viele Abonnent*innen. Das sind die, die mitlesen wollen, aber nicht sagen wollen, dass sie sie gut finden. Je nun. Trotzdem bedeutet eine solche Reichweite in Kombination mit der hohen Interaktionsrate, dass das zu einer wirklichen Reichweite vor Ort führt, die über kein anderes Medium erreicht werden kann.

 

Was haben Bürgermeister*innen davon?

Eigentlich erklärt es sich von selber. Denk ich immer. Aber gern mach ich noch eine Zusammenfassung:

Wer Akzeptanz für die Politik vor Ort haben will muss diese kommunizieren. Muss auf Nachfragen antworten, in einen echten Dialog treten. Dann können die Eigenschaften Glaubwürdigkeit und Autorität, die Bürgermeister*innen zugeschrieben werden, in Kombination mit authentischer Kommunikation in digitalen Zeiten zu einer echten Bank werden was für die Akzeptanz der Politik vor Ort wichtig ist.

Und letztendlich auch zu einer Akzeptanz der Person. Dass sich das in guten Wahlergebnissen auszahlt ist ein schöner Nebeneffekt. Wer aber meint mit "Marketing" statt echter politischer Kommunikation mit Dialog und Authentizität punkten zu können schöpft das Potenzial nicht aus. Besser als nix klar, aber eben sehr analog und nicht dialogisch gedacht. Deshalb habe ich die drei Beispiele ausgesucht. Sie sind authentisch, sehr unterschiedlich, aber alle sehr erfolgreich auf ihre Weise.

Politische Kommunikation ist Basis für Beteiligung in Kommunen, das Thema spielt schon in einigen Kommunen eine größer werdende Rolle und es wird mehr werden. Digitalisierung und Transparenz sei Dank. 

 

Wer den Raum in den sozialen Medien nicht selber füllt, überlässt ihn anderen.

Oder wie oben sehr deutlich und positiv sichtbar: wer den Raum in den sozialen Medien füllt erfährt Akzeptanz und Respekt. Und sehr viel positive Resonanz. Selbst von denen, die nicht immer derselben Meinung sind.

Darin steckt eine sehr große demokratiepolitische Chance für Bürgermeister*innen und für Kommunen.

 

Nutzt sie!  

 

Es gibt noch mehr tolle Beispiele von Bürgermeister*innen. Verlinkt sie gern in den Kommentaren.

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